VIEL ZU ERZÄHLEN ist nicht nur das Spielzeitmotto des ETA Hoffmann Theaters unter der neuen Leitung von John von Düffel, es ist auch eine Leitfrage beim Blick auf das eigene Leben. Im Staunen beginnt nicht nur die Philosophie, sondern auch die Erzählbarkeit der Dinge und Menschen, die uns im Alltag viel zu selbstverständlich scheinen. Und im Finden einer Sprache dafür besteht das große Versprechen der Literatur. Sie bietet einen Ton, eine Sprache oder auch eine Perspektive an, in der sich eigene Erfahrungen spiegeln. Buch und Bühne geben uns Begegnungen mit Figuren und Bilder mit auf den Weg - sie begleiten uns bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage: "In welcher Geschichte bin ich?" Der Literatur und dem Theater als poetischem Raum ist dieser Eröffnungsvortrag von John von Düffel gewidmet. Jochen Neurath, Komponist in Bamberg und 2022 mit dem Berganza-Preis des Kunstvereins ausgezeichnet, lässt sich häufig von literarischen und kunstgeschichtlichen Vorbildern inspirieren. Sein Klavierzyklus „Stundenbuch - 12 Meditationen“, aus dem er heute einige Stücke vorstellen wird, basiert zunächst auf den mittelalterlichen Stundenbüchern, Höhepunkte der frühen Buchillustration. Aber vor allem erhielt er seine Anregung durch John von Düffels Buch „Das Wenige und das Wesentliche“, das im Untertitel ebenfalls Stundenbuch heißt. Die zwölf Stücke beruhen auf einer gemeinsamen musikalischen Idee, sind aber jeweils in sich abgeschlossen. Jedes von ihnen lädt zur Versenkung in eine bestimmte Klang- und Vorstellungswelt ein.
Die Muttersprache der Demokratie war und bleibt Griechisch: Die Athener erfanden vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden die für die abendländische Moderne selbstverständlich und identitätsstiftend gewordene „Volksherrschaft“. So sehr sich unsere Praxis von der der Alten unterscheiden mag, stehen wir nach wie vor im Kreis der Grundfragen und -probleme, den die alten Geschichtsschreiber und Philosophen zu zeichnen wussten: Wer ist das Volk? Was ist Macht? Was heißt Politik überhaupt? Anhand zahlreicher Dokumente lädt dieser Kurs zu einer Entdeckung der bewegten, in mancher Hinsicht durchaus tragischen Geschichte, sowie der Akteure, Institutionen und Sitten dieser schon damals als zugleich sowohl unvergleichlich groß und einzigartig wie auch äußerst gewagt angesehenen Schöpfung ein. Dabei sollten nicht nur die bedeutenden Unterschiede zwischen der antiken und der modernen Auffassung und Praxis der Demokratie erhellt werden, sondern auch die weiterhin bestehende Relevanz und Brisanz des altgriechischen Abenteuers für unser eigenes Menschenbild und Verständnis von Gesellschaft und Politik überhaupt.
Platons (etwa 428 - 347 v. Chr.) Politeia ist ein bis heute immer wieder gelesenes, diskutiertes und hinterfragtes Meisterwerk des klassischen griechischen Philosophischen Denkens. Zum Höhepunkt seiner geistigen Schaffenskraft entstanden (ca. 375 v. Chr.), legt Platon in dieser Schrift die Grundlagen der abendländischen Metaphysik, Gerechtigkeitstheorie, Politik sowie eines Bildungs- und Studiensystems, wie es in modifizierter Weise bis heute in vielen Teilen der Welt lebendig ist. Der Kurs möchte in gemeinsamer Lektüre die wichtigsten Passagen dieses Werkes zusammen mit den Teilnehmern erschließen, angefangen von den Überlegungen zum Thema Gerechtigkeit, über die drei großen Parabeln des „Höhlen- , Linien- und Sonnengleichnisses“ bis hin zu seinen Analysen und Prognosen der verschiedenen Staatsformen, die besser oder schlechter funktionieren und sich deswegen mehr oder weniger für einen guten, gerechten Staat empfehlen.
Philosophie ist keine Kunst, die Welt einsam zu verlassen! Sie ist vielmehr die Kunst, unsere Welt besser - besonnener und gemeinsam - zu verstehen und zu bewohnen. Mitten in der Geschäftigkeit des Alltags und zwischen den allzu oft verkrusteten, vermeintlich letzten Antworten schafft sie einen Freiraum für das Nachdenken und Diskutieren über die ersten Fragen, die uns alle angehen. Deshalb ist sie von Grund auf Begegnung und Dialog, mitten drin und abseits zugleich… Und dabei zählt nicht das Fachwissen und –können des Einzelnen, sondern nur das Bedürfnis und die Lust aller, sich miteinander einen etwas freieren Blick in das zu verschaffen, was eigentlich ist oder sein soll. In diesem Sinne wollen wir uns einmal im Monat treffen, um Themen, Werken, Fragen unserer philosophischen Tradition und auch unserer eigenen Welt gemeinsam und in aller Ruhe zu begegnen.
Die Philosophie ist eine der wenigen geschichtlichen Größen, die einen konkreten Geburtstag haben: Für den 28 Mai des Jahres 585 v. Chr. sagte Thales von Milet, der erste namentlich bekannte Philosoph, eine Sonnenfinsternis voraus, die tatsächlich exakt an diesem vorausberechneten Termin eintrat – dokumentiert aufgrund einer überlieferten Schlacht zwischen Medern (Kyaxares II.) und Lydern (Alyattes II.) in der Gegend des heutigen Kızılırmak, Türkei. Die Astronomie war eines der ersten Betätigungsfelder der frühen Philosophie, die aber schon sehr früh in letztlich alle bis heute relevanten Bereiche der Philosophie und Wissenschaft überhaupt überging. Die Fragen nach dem Anfang von allem, dem Sinn und Verständnis des Kosmos, der Stellung des Menschen und dem Ende aller Dinge durchdringt die Vorsokratik zutiefst. Anhand der Lektüre und Besprechung ausgewählter Texte von Thales, Anaximander, Heraklit, Parmenides und Demokrit soll ein erster Eindruck des Anfangs der Philosophie bei den Vorsokratikern vermittelt werden.
Die 90igjährige Lebensgeschichte des Dalai Lama ist eine bemerkenswerte Reise von einem kleinen tibetischen Dorf zu einer globalen Ikone des Friedens und Mitgefühls. Sein Engagement für Frieden, Menschenrechte und interreligiösen Dialog hat ihn zu einer der respektiertesten und einflussreichsten Persönlichkeiten des 20. und 21. Jahrhunderts gemacht. Wolfgang Grader, ein langjähriger Beobachter und Kenner der tibetischen Kultur, schildert nicht nur seine eigenen Begegnungen mit dem spirituellen Führer, sondern beleuchtet auch die politischen und sozialen Auswirkungen, die der Dalai Lama in Tibet und weltweit entfaltet hat.
Künstler seien, so Platon, „Nachbildner von Schattenbildern“, welche „die Wahrheit gar nicht berühren“ und deren Suche sogar gefährde. „In der Kunst haben wir es mit der Präsenz […] des Absoluten […], einer Entfaltung der Wahrheit zu tun“, meinte aber Hegel. “Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen“, urteilte Friedrich Nietzsche. Eindeutiger könnte das komplexe und problematische Verhältnis zwischen künstlerischer Schöpfung und philosophischem Denken kaum umrissen werden. Die Kunst stellt nämlich für die Philosophie nicht nur als Gegenstand der sogenannten „Ästhetik“ seit jeher ein besonderes Thema, sondern auch eine höchst spannende Herausforderung dar, die an der Eigentümlichkeit der Natur und Erfahrung des Kunstwerkes selbst liegt: Inwieweit und in welchem Sinn vermag ein Werk der schöpferischen Einbildungskraft – ein „schöner Schein“? – Realität schlechthin – das „Sein“? – zugleich so zu erschaffen und auszudrücken, dass eben dadurch unser Bewusstsein und Verständnis des Daseins selbst an Schärfe und Wahrheit tatsächlich gewinnen kann? Angesichts dieser wohl abgründigen Frage nach der geheimnisvollen Zusammengehörigkeit von Sein und Schein überhaupt wollen wir nun versuchen, die philosophische Bedeutung und Tragweite der Kunsterfahrung freizulegen, in der Hoffnung, die Kunst möge dabei auch eine tiefe Inspirationsquelle fürs Philosophieren selbst sein...
Das Christliche Mönchtum ist zusammen mit der griechisch-römischen Antike die entscheidende Wurzel zur Entstehung der abendländischen Kultur gewesen. Der Einfluss des Mönchtums, das bereits bald nach Entstehung des Christentums in den Wüsten Ägyptens und Syriens seinen Anfang nahm und ab etwa der Zeit um 400 n. Chr. in den lateinischen Westen kam, kann in dieser Hinsicht kaum überschätzt werden: Ob Landwirtschaft, Sozialstrukturen, Apotheken, Altenheimen und Krankenhäusern, Bildung und Universitäten bis hin zur Entdeckung des Individuums, der Menschenwürde sowie einer regelrechten Explosion an Kunstschaffen in Literatur, Malerei, Musik und Architektur – das Christliche Mönchtum hat das Gesicht der abendländischen Kultur maßgeblich gestaltet. Der Kurs möchte in der Diskussion mit den Teilnehmern verschiedene diesbezüglich relevante Quellen eruieren und auswerten sowie ein Verständnis für die bis heute andauernden kulturellen Schaffenskraft aus den v.a. mittelalterlichen Klöstern ermöglichen.
Veranstaltet von der Staatsbibliothek Bamberg in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Mittelalterstudien der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und der Volkshochschule Bamberg Stadt sowie dem Colloquium Historicum Wirsbergense und dem Historischen Verein Bamberg Moderation: Prof. Dr. Bettina Wagner (Staatsbibliothek Bamberg) und Dr. Anna Scherbaum (Volkshochschule Bamberg Stadt)